Seit 20 Jahren engagieren sich die Mitglieder der AGV Bayern für die gesellschaftliche Wiedereingliederung straffällig gewordener Menschen. Die AGV hat sich zu einem stabilen, bayernweiten Netzwerk aus Vermittlungsstellen, Einsatzorten, Justiz und sozialen Einrichtungen entwickelt.
Diese Erfolgsgeschichte möchten wir erzählen – als Rückblick auf bewegende Begegnungen, als Würdigung der Beteiligten und als Dokumentation eines kontinuierlichen Wachstums.
20 Jahre AGV – Ein Blick zurück
Wenn wir heute auf die Geschichte der Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Fachstellen zur Vermittlung gemeinnütziger Arbeit (AGV) blicken, dann sehen wir eine Entwicklung, die aus einer Idee zu einer festen Institution geworden ist.
Die Wurzeln reichen weit zurück: Schon 1987 wurde in Bayern das Modell „Schwitzen statt Sitzen“ eingeführt – die Möglichkeit, eine Geldstrafe durch gemeinnützige Arbeit abzugelten und so eine Ersatzfreiheitsstrafe zu vermeiden. Damit war ein Grundstein gelegt für das, was wir heute kennen.
Einige Jahre später, im Jahr 2003, trafen sich erstmals acht Vermittlungsstellen in Bayern. Sie hatten ein gemeinsames Ziel: die Arbeit zu professionalisieren, Standards zu entwickeln und im Justizhaushalt eine verlässliche Grundlage für die Finanzierung zu schaffen. Schnell wurde klar: Nur gemeinsam lässt sich dieses Ziel erreichen.
2005 war es dann so weit: Elf Fachstellen gründeten offiziell die AGV. Sie wollten ihre Stimme bündeln, gemeinsam fachliche Standards entwickeln und als Ansprechpartner für Justiz und Politik sichtbar werden. Noch im selben Jahr gelang eine erste Vereinbarung mit dem Bayerischen Justizministerium – ein wichtiger Schritt, der die Grundlage für die Finanzierung der Vermittlungsstellen legte.
In den Folgejahren wuchs die Arbeitsgemeinschaft stetig: Immer mehr Fachstellen schlossen sich an, Qualitätsstandards wurden veröffentlicht und weiterentwickelt, ein gemeinsamer Internetauftritt geschaffen, und in vielen Gesprächen mit Ministerium, Justiz und Wohlfahrtsverbänden wurden die Interessen der Vermittlungsstellen vertreten. Bald war die AGV fast flächendeckend in Bayern verankert – und ihre Stimme wurde gehört.
Besonders eindrücklich zeigte sich die Wirkung im Jubiläumsjahr 2015: Anlässlich des zehnjährigen Bestehens wurden die Einsatzstellen selbst befragt. Das Ergebnis war überwältigend – nahezu alle Einrichtungen bestätigten den hohen gesellschaftlichen Wert der gemeinnützigen Arbeit und die enge, verlässliche Zusammenarbeit mit den Vermittlungsstellen. Deutlich wurde, dass das Konzept „Arbeit statt Strafe“ nicht nur eine juristische Alternative, sondern auch ein sozialer Gewinn für alle Beteiligten ist.
In den Jahren danach professionalisierte sich die AGV weiter: Neue Logos und eine moderne Homepage wurden eingeführt, repräsentative Untersuchungen zur Arbeit und Wirkung der Fachstellen erstellt, und die Rolle der AGV als verlässlicher Partner des Justizministeriums gestärkt. Spätestens seit dieser Zeit gilt: Die AGV ist nicht mehr nur ein Zusammenschluss von Praktikerinnen und Praktikern, sondern eine anerkannte Institution im bayerischen Justiz- und Sozialwesen.
Die jüngste Vergangenheit war geprägt von großen Herausforderungen: Die Pandemie führte zu Ausfällen von Einsatzstellen, digitale Vermittlungswege mussten aufgebaut werden. Dazu kamen Gesetzesreformen, die die Finanzierung der Vermittlungsstellen bedrohten. Doch auch hier hat die AGV ihre Stärke bewiesen: Durch gemeinsame Positionen, klare Verhandlungen und die Stimme eines starken Netzwerks konnten Lösungen gefunden und die Arbeit abgesichert werden.
Heute, zwei Jahrzehnte nach ihrer Gründung, ist die AGV das zentrale Netzwerk für gemeinnützige Arbeit in Bayern. Fast alle Vermittlungsstellen sind Mitglied. Sie bietet fachlichen Austausch, sie vertritt Interessen, sie setzt Standards – und sie steht für eine Haltung: Strafe soll nicht in erster Linie Haft bedeuten, sondern Wiedergutmachung, soziale Verantwortung und die Chance auf einen Neuanfang.
Die AGV hat gezeigt, wie aus einer Idee eine starke Gemeinschaft wird. Und sie zeigt bis heute, wie wichtig es ist, zusammenzustehen, wenn es um gerechte Rahmenbedingungen und gesellschaftliche Verantwortung geht.