Vor zwanzig Jahren entstand aus einer Idee ein starkes Netzwerk: Elf bayerische Vermittlungsstellen für gemeinnützige Arbeit schlossen sich 2005 zusammen, um gemeinsam mehr zu erreichen – für die Menschen, die sie betreuen, und für die Gesellschaft. Heute, zwei Jahrzehnte später, zählt die Arbeitsgemeinschaft der Bayerischen Fachstellen für gemeinnützige Arbeit (AGV) 21 Mitglieder und ist zu einem zentralen Netzwerk in der Haftvermeidung geworden.
„Die AGV wurde 2005 gegründet, weil alle das gleiche Ziel hatten: Wir wollten in Bayern auf einem einheitlich hohen Niveau arbeiten und uns gegenüber der Politik mit einer Stimme positionieren“, sagt Sylvia Vogt, Sprecherin der AGV. Initiiert wurde das Netzwerk damals von Hilde Kugler, mit dem klaren Ziel, Wissen zu bündeln, sich gegenseitig zu stärken und den Kontakt zu Ministerien und Justiz zu professionalisieren.
Ein gemeinsamer Weg mit klaren Werten
Von Anfang an stand der Gedanke im Mittelpunkt, Menschen eine echte Chance zu geben. Gemeinnützige Arbeit und Geldverwaltung sind dabei weit mehr als reine Verwaltungsaufgaben: Sie sind Instrumente der Menschlichkeit. Wer arbeitet, statt zu sitzen, und wer beraten wird, statt allein zu bleiben, dem öffnet sich oft ein neuer Weg.
Ein Meilenstein auf diesem Weg war die Entwicklung der gemeinsamen Qualitätsstandards. Alle Vermittlungsstellen in Bayern haben daran mitgewirkt. Heute sind sie fester Bestandteil der AGV-Arbeit und sorgen dafür, dass Klientinnen und Klienten überall die gleiche Unterstützung erfahren.
„Damit ist sichergestellt, dass ein Mensch in München dieselbe Hilfe bekommt wie in Ansbach oder Nürnberg. Das war ein großer Schritt in Richtung Professionalität und Verlässlichkeit“, betont Sylvia Vogt.
Herausforderungen, Vorurteile und zweite Chancen
Seit der Gründung hat sich die Arbeit der Fachstellen spürbar verändert. Die Lebenslagen der Klientinnen und Klienten sind komplexer geworden: Arbeitslosigkeit, Schulden, psychische Belastungen oder gesundheitliche Einschränkungen treten oft gemeinsam auf. Beratung bedeutet heute, genau hinzusehen, zuzuhören und gemeinsam Lösungen zu finden.
Auch die Einsatzstellen, die Klientinnen und Klienten aufnehmen, leisten dabei Großes. Ob Kindergarten, Altenheim, Sportverein oder städtische Einrichtung: Sie bieten Räume, in denen Menschen Verantwortung übernehmen und erleben können, dass sie gebraucht werden.
Die Qualitätsstandards der AGV gewährleisten dabei eine passgenaue Zuordnung der Klient*innen zu geeigneten Einsatzstellen. Individuelle Anforderungen und Rahmenbedingungen der Einsatzstellen werden ebenso berücksichtigt wie die persönlichen Voraussetzungen der Klient*innen. So entsteht ein verantwortungsvolles Matching, dass sowohl den Einsatzstellen als auch den Klient*innen und letztlich der Gesellschaft zugutekommt.
Blick nach vorn
Die AGV ist in diesen 20 Jahren gewachsen: fachlich, strukturell und menschlich. Sie hat Standards gesetzt, Netzwerke geknüpft und Brücken zwischen Justiz, Sozialarbeit und Gesellschaft gebaut. Das Bayerische Justizministerium war dabei stets ein verlässlicher Partner.
Zum Jubiläum blickt Sylvia Vogt dankbar zurück und zugleich nach vorn: „Ich wünsche mir noch mehr Offenheit und Anerkennung in der Gesellschaft. Straftaten sind oft Fehler, nicht immer Lebensentscheidungen. Wenn wir Menschen die Chance geben, Verantwortung zu übernehmen, statt sie wegzusperren, gewinnen wir alle.“
Denn eines ist nach 20 Jahren AGV klar: Haftvermeidung ist keine Nischenaufgabe, sondern ein wesentlicher Beitrag zu sozialer Gerechtigkeit und gesellschaftlichem Zusammenhalt.
